NABU: Überwinterung Gartentiere
Zeit für ein gemütliches Plätzchen
NABU Hessen: So helfen Sie Wildtiere im Garten den Winter zu überstehen
Wetzlar – In dieser Woche zeigt der Herbst, was er kann: Es wird herbstlich nasskalt in
Hessen. Für die hier lebenden Wildtiere wir nun allmählich das Nahrungsangebot knapp.
Während wir die fallenden Temperaturen mit dicker Kleidung, heißem Tee und warmen
Heizungen ausgleichen, haben viele Tiere eigene Strategien entwickelt, um Frost und
Nahrungsmangel gut zu überstehen. Einige ziehen in den Süden, andere harren, meist gut
versteckt, bei uns aus. Der NABU Hessen erklärt, welche Tiere die nächsten Monate bei uns
verbringen, wie es ihnen gelingt zu überleben und wie Gartenbesitzer*innen sie dabei
unterstützen können.
Winterschlaf: Fettreserven anfuttern
Siebenschläfer und Igel sind echte Winterschläfer. Während des Winterschlafs kann ihre
Körpertemperatur zwischen fünf und zehn Grad liegen. Sie können sie, im Gegensatz zu den
Amphibien, aber weiterhin regulieren. „Wenn die Umgebung zu kalt wird, springt das innere
Thermostat der Tiere an und gibt das Signal zum Aufwärmen. Das schützt vor Erfrieren, geht
aber auf Kosten der Fettreserven. Werden die Tiere im Schlaf gestört, fährt der Kreislauf
hoch, was Energie verbraucht. Daher sollte man Winterschläfer nie stören“, erklärt Maik
Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Jetzt Im Herbst seien die Tiere aber
noch mit der Nahrungssuche beschäftigt. Ein naturnaher Garten bietet dabei sowohl
Nahrung als auch Überwinterungsquartiere: So ziehen sich Igel unter Büsche, Laub- und
Reisighaufen, Holzstapel oder Komposthaufen zurück, wo sie ein warmes Winternest
anlegen.
Auch Fledermäuse halten Winterschlaf. Sie überwintern in Stollen, Bunkern, Kellern oder
Höhlen, in denen eine konstante Temperatur zwischen drei und neun Grad Celsius herrscht.
Zudem hüllen sie sich in ihre Flughaut, um Wärmeverluste zu verringern. Damit die Tiere
ungestört überwintern können, sind solche Winterquartiere für Besuchende gesperrt.
Winterruhe: Viel schlafen und wenig fressen
Eichhörnchen, Dachs oder Waschbär halten Winterruhe, ohne dass sie ihre
Körpertemperatur absenken. Im Winter stecken sie für die Futtersuche ein bis zwei Stunden
am Tag ihren Kopf aus dem Versteck. Eichhörnchen verlassen dann ihren Kobel, um
Nahrungsvorräte aus den vielen kleinen, verstreut liegenden Depots unter Laub, in
Baumstümpfen oder Blumenkübeln, zu fressen. Zusätzlich bekommen sie im Herbst ein
isolierendes Winterfell. Auch den Tieren in Winterruhe ist geholfen, wenn ihre Verstecke
nicht durch Gartenarbeit gestört werden. Sommerhage rät: „Am besten erledigt man die
Arbeiten im Oktober bei warmen Temperaturen und nimmt dabei Rücksicht auf die Tiere.
Damit sie weiter genug Nahrung finden, sollte nicht zu ordentlich aufgeräumt werden. So
können sie liegengebliebene Nüsse, Früchte und Samen weiter sammeln.“
Winterstarre: Geschützt im Versteck
Werden die Tage kürzer und kühler, wandern Frösche, Kröten und andere Amphibien in ihre
Winterquartiere. „Einige, wie der Wasserfrosch, vereinzelt auch der Grasfrosch, bleiben
dabei sogar unter Wasser und nehmen nur noch über die Haut Sauerstoff auf. Der Körper
dieser wechselwarmen Tiere gleicht sich immer der Umgebungstemperatur an und ihr
Stoffwechsel verlangsamt sich. Bei niedrigen Temperaturen fallen sie so in eine
Winterstarre“, so der Landesvorsitzende. Bei mildem Wetter können die Tiere ihre Verstecke
wechseln und Nahrung aufnehmen. Naturnahe Gärten bieten mit Laub- und Totholzhaufen,
Erdlöchern oder Trockenmauern ausreichend geschützte Verstecke.
Auch manche Schmetterlinge, wie Zitronenfalter, Kleiner Fuchs und Tagpfauenauge,
überwintern, gut getarnt und erstarrt, an Halmen oder Bäumen, in Höhlen, Holzschuppen,
Scheunen oder frostfreien Kellern. Zuvor brauchen die Insekten allerdings genügend
Nährstoffe. Letzte wichtige Pollen- und Nektarspender für Insekten im naturnahen
Herbstgarten sind Efeu, Wegwarte, Moschusmalve oder verschiedene Kleearten. Diese
sollten im Herbst daher nicht mehr gemäht oder geschnitten werden, um den Insekten eine
Nahrungsquelle zu sichern.
Ab in den Süden! Oder doch nicht?
Manche Tiere halten nichts von Winterstarre, -schlaf oder -ruhe. Greifvögel wie
Wespenbussard oder Rotmilan fliegen in den Süden. „Einige Zugvögel sparen sich den
anstrengenden Flug gen Süden allerdings immer häufiger und ziehen nur einen Teil der
Strecke, oder bleiben sogar ganz bei uns. Solange sie genug zu fressen finden, ist das für
die vorteilhaft, denn wer im Frühjahr zuerst in den Brutgebieten ist, kann sich die besten
Reviere und Nistplätze sichern“, sagt der NABU-Ornithologe. So entscheiden sich etwa
immer mehr Weißstörche im schönen Hessen zu überwintern und auch bei Staren wird
beobachtet, dass immer öfter Schwärme im Winter hierbleiben. Standvögel, wie die
Kohlmeise, bleiben ohnehin im Winter bei uns. Sie schützen sich durch das Aufplustern ihres
Gefieders gegen die Kälte. Die geselligen Haus- und Feldsperlinge, aber auch Zaunkönige
haben eine spezielle Strategie entwickelt, um sich warmzuhalten: Sie kuscheln bei Kälte
gern mit mehreren Artgenossen. Dafür nutzen sie oft einen Nistkasten oder eine Baumhöhle.
Sommerhage: „Wer den Vögeln, die bei uns bleiben, etwas Gutes tun möchte, hängt
Nistkästen auf und bietet ihnen mit Wildpflanzen natürliche Futterquellen im Garten. Die
Samen aus verblühten Pflanzen und Früchte der Sträucher sind perfekte Vogelbuffets und
sollten auf keinen Fall abgeschnitten und weggeräumt werden.“ Wer zufüttern möchte, sollte
auf ökologisches Futter achten. Bitte Futterspender auch im Winter regelmäßig säubern.
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